Patienteninformation
Unter Reproduktionsmedizin
versteht man diejenige Sparte der Medizin, welche
sich mit der Herbeiführung
einer Schwangerschaft beschäftigt. Behandelt werden
also Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
Von ungewollter Kinderlosigkeit
(Sterilität)
spricht man, wenn über mindestens ein Jahr trotz
ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft
eintritt. Es ist ein Irrtum, zu glauben, der Geschlechtsverkehr
müsse hierzu nur an bestimmten, sogenannten „fruchtbaren“ Tagen
stattfinden. Der Zeitraum von einem Jahr setzt eine
normale Eierstockfunktion der Frau voraus, welches
wiederum bedeutet, daß in dieser Zeit circa 12 – 14
Eisprünge (Ovulationen) stattfinden. Bei einer
regelmäßigen Monatsblutung (auch wenn die
Abstände deutlich verlängert sind) ist normalerweise
auch davon auszugehen, daß in jedem Zyklus ein
Eisprung erfolgt. Gleichwohl aber muß man bei
kürzeren (weniger als 26 Tage) oder längeren
(mehr als 30 Tage) Abständen zwischen den Monatsblutungen
mit einer hormonellen Störung rechnen, welche
eine entsprechende Untersuchung erfordert. Der günstige
Zeitpunkt zur Durchführung von Hormonuntersuchungen
ist die frühe Follikelphase, d.h. die ersten 3
- 6 Tage des Zyklus. Wird hier eine Auffälligkeit
gefunden, ist in manchen Fällen eine dauerhaft
medikamentöse Therapie zur Behebung der Störung
sinnvoll, meistens jedoch ist es erforderlich, die
Eizellreifung in jedem Monat neu zu stimulieren. Mit
derartigen Maßnahmen kann aber nur die Eizellreifung,
nicht jedoch die Eizellqualität beeinflußt
werden. Hier spielt vor allem die Erbinformation der
Eizelle eine Rolle; der Anteil an krankhaft veränderten
Eizellen nimmt jenseits des 35. Lebensjahres kontinuierlich
zu. Dieses Problem läßt sich naturgemäß nicht
beeinflussen, was auch die geringeren Erfolgsraten
der Kinderwunschbehandlung bei Patientinnen jenseits
des 38. Lebensjahres erklärt.
Für das Zustandekommen einer Schwangerschaft ist
jedoch nicht nur die reife und gesunde Eizelle wichtig.
Wesentlich sind auch die Spermien des männlichen
Partners; eine entsprechende Untersuchung, entweder beim
Urologen oder direkt auch beim Reproduktionsmediziner
sollte ganz sicher am Anfang der Diagnostik stehen, zumal
eine männliche Fruchtbarkeitsstörung in den
meisten Fällen keinerlei Symptome aufweist. Im Falle
einer Beeinträchtigung der Samenqualität kann
in Abhängigkeit vom Schweregrad die sogenannte intrauterine
Insemination angewandt werden, bei welcher die Spermien
nach entsprechender Aufbereitung im Labor direkt in die
Gebärmutterhöhle eingespült werden. Dieser
Eingriff ist nicht schmerzhaft und nur mit geringem Zeitaufwand
verbunden. Zur Erhöhung der Erfolgswahrscheinlichkeit
wird die intrauterine Insemination mit einer Stimulation
der Eierstöcke durch Hormonspritzen verbunden, welche
unter Umständen zur Reifung von zwei oder maximal
drei Eizellen führen kann. Ist die männliche
Fruchtbarkeitsstörung so ausgeprägt, daß eine
Befruchtung beim Zusammentreffen von Ei und Samenzelle
nicht zu erwarten ist, hilft nur noch die sogenannte
intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Hierbei
werden einzelne Samenzellen unter dem Mikroskop in einzelne
Eizellen hineingespritzt. Dadurch lassen sich circa 75
% der so behandelten Eizellen befruchten. Der Eingriff
erfordert natürlich die vorherige Entnahme der Eizellen
im Rahmen einer Reagenzglasbefruchtung (IVF).